Der Rekordsommer setzt auch den Lausitzer Waldbewohnern immer mehr zu. Durch den
Hunger werden die Vierbeiner zu ungebetenen Gästen, die den Menschen kaum noch
fürchten.
Nicht nur der Wolf, auch Füchse, Rehe und kleine Waldtiere machen den Brandenburgern zu schaffen und
sind in Lausitzer Städten keine Seltenheit mehr. Die Grenzen zwischen den Lebensräumen sind nicht mehr
klar definiert. Demzufolge seien Füchse, Wildschweine und Co. so genannte Kulturfolger, erklärt Harald
Wilken.
Ein weiterer Faktor
sind die wechselnden
Umwelteinflüsse.
Hitze und Trockenheit
erschweren die
Nahrungssuche im
Wald. „Die Tier
haben mittlerweile
gelernt, mit dem
Menschen umzugehen,
denn sie wissen,
dass der Tisch in der
Stadt reich gedeckt
ist“, sagt Harald
Wilken. Das
langjährige Nabu-
Mitglied empfindet
die vierbeinigen Gäste
nicht unbedingt als
Ärgernis, sondern als
logische
Konsequenz des
heutigen Umgangs
mit der Natur. „Wir
sind doch selbst
Schuld, wenn wir den
Tieren den
Lebensraum nehmen,
anstatt ihn zu
teilen. Jeder kämpft
nun mal um seinen
Platz.“
Nur wenige Lausitzer zeigen sich gegenüber den wilden Eindringlingen so verständnisvoll, wie auch Mario
Wotschka von der unteren Jagdbehörde Cottbus weiß. „Die Leute fühlen sich durch Waldtiere auf ihren
Grundstücken gestört, obwohl sie sie oftmals unabsichtlich anlocken.“ Mario Wotschka nennt als Beispiel
unsachgemäße Müllentsorgung. „Essensreste und Fallobst auf Komposthaufen locken vor allem Waschbären,
Füchse und Wildschweine an. Wenn die Tiere einmal Futter gefunden haben, dann kommen sie auch immer
wieder“, sagt er.
Den Fuchs fürchten viele Brandenburger besonders. Der so oft besungene Waldräuber reißt zwar keine
Schafe und stiehlt auch keine Gänse, kann aber sehr schnell zu einem lästigen Zeitgenossen werden. „Füchse
gehen auf Wanderschaft, das liegt in ihrer Natur, und hin und wieder geht das ganze Rudel gemeinsam auf
Nahrungssuche“, erzählt Mario Wotschka. Da ein ganzes Fuchsrudel im Garten nicht sehr
vertrauenerweckend ist, melden viele Grundstücks- und Kleingartenbesitzer den roten Räuber beim
Ordnungsamt oder der unteren Jagdbehörde.
Eine Notwendigkeit, die Tiere zum Abschuss freizugeben, bestünde nicht. „Erstens wurde in den vergangenen
Jahren kein vermehrtes Fuchsaufkommen in der Lausitz beobachtet und die Tollwut gilt seit 2008 ebenfalls
als ausgerottet“, bestätigt Mario Wotschka. „Außerdem ist der Fuchs der Säuberer des Waldes, weil er
Tierkadaver beseitigt. Er hat ähnlich wie der Wolf eine regulierende Funktion im Wald“, weiß Harald Wilken.
Der Cottbuser spricht sich deutlich für ein Zusammenleben mit den Tieren und der Natur aus. Verdrängung
würde nur bedeuten, dass man bestehende Probleme verschlimmern würde. „Je stärker man in den
natürlichen Lebensraum eingreift, desto enger werden Mensch und Tier künftig zusammenleben müssen“,
sagt Harald Wilken.
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